Schule ohne Kinder?
Schule ohne Kinder ist doof.
Lehrer müsste man sein. Dann hat man schließlich vormittags recht und nachmittags frei. Dazu noch 12 Wochen Ferien – voll der lässige Job! Wie unglaublich verlockend klingt dann die Aussicht darauf, nicht nur am Nachmittag, sondern auch am Vormittag frei zu haben. Dazu noch vorgezogene und um ein paar Wochen verlängerte Osterferien – wenigstens für die Lehrer.
Die Kinder müssen nämlich fortan zu Hause pauken und werden im Rahmen des sogenannten Distanzlernens von ihren Eltern unterrichtet. Diese müssen von heute auf morgen Experten in schriftlicher Division sein und erklären können, wie das Plusquamperfekt gebildet wird. Statt Lernen im Klassenverband und Freizeitgestaltung im Freundes- und Familienkreis sollen die Eltern plötzlich viele kreative Ideen haben, um den neuen Heimunterrichtsalltag und das Familienleben für ihre Kinder möglichst abwechslungsreich zu gestalten.
Auch wenn der erste Absatz mit einem kleinen Augenzwinkern zu lesen ist, waren die letzten Monate, besonders die Wochen des Lockdowns um die Osterferien herum, für Lehrer, Eltern und Kinder eine besondere, herausfordernde Zeit. Da die Kinder nicht mehr zum Lernen in die Schule kamen, haben wir Lehrer Wochenpläne geschrieben und den Kindern die Materialien per Mail oder als in der Schule abzuholende Lernpakete zukommen lassen. Elterngespräche und auch der Sprechtag fanden nur noch telefonisch statt. Zudem war es unser großes Anliegen, dass die Kinder den Kontakt zu uns Lehrern, aber auch untereinander aufrechterhielten. Deswegen wurden Postkartenaktionen ins Leben gerufen und Briefe geschrieben, aber auch Sprachnachrichten, Videogrüße und sogar Skype-Konferenzen waren sehr beliebt.
Wie dankbar waren wir, als die Kinder nach ein paar Wochen zumindest wieder tageweise und die letzten zwei Wochen vor den Sommerferien sogar jeden Tag zur Schule kommen durften. Ein ganz besonderer Dank gilt auch allen Eltern, die ihre Kinder während des Distanzlernens mit großem Einsatz und viel Herzblut ausgezeichnet betreut haben.
In einem weiteren Beitrag können Sie lesen, wie ein Kind meiner Klasse (3b – Tigerklasse) diese besondere Zeit erlebt hat.
Und auch die Bilder zeigen eindrücklich: Vieles lief ganz anders, aber es lief gut! Gott sei Dank!
Dennis Müller
